Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Rat und Hilfe für Eltern
Bryant-Waugh, Rachel und Brian Lask
Huber Verlag, 2008
ISBN 978-3-456-84516-6
Die Klinische Psychologin Rachel Bryant-Waugh und der Kinder- und Jugendpsychiater Brian Lask haben ihre langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Great Ormond Street Hospital for Children in London in einem Ratgeber für Eltern verarbeitet.
Das gut gegliederte und angenehm lesbare Buch schafft es meiner Ansicht nach, alle Problembereiche und Unklarheiten anzusprechen, die bei Eltern von Kindern mit Essstörungen auftreten können.
Da sich das Buch auf das Verstehen von erkrankten Kindern und Jugendlichen konzentriert, grenzen die Autoren im ersten Kapitel Was sind Essstörungen? die „klassischen Essstörungen“ Anorexie und Bulimie deutlich von anderen Ess-Problemen und Erkrankungen ab. Selektives und restriktives Essverhalten, Essphobie, psychogener Appetitverlust sowie zwanghaftes Überessen werden eigenständig erklärt.
Im zweiten Kapitel Woher kommen Essstörungen? legen die Autoren auf verständliche Art und Weise die Zusammenhänge zwischen Veranlagung, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren in Bezug auf das Entstehen von Essstörungen da. Kurz, aber ausreichend und problemspezifisch listen sie im dritten Kapitel Merkmale auf, die erkennen helfen, ob das eigene Kind an einer Essstörung erkrankt ist.
Die Kapitel vier, fünf und sechs beschäftigen sich mit der Frage, was Eltern für ihre erkrankten Kinder tun können. Die Autoren beginnen mit einigen grundsätzlichen Gedanken, unter anderem, dass die erkrankten Kinder nicht die Schuld an ihren Essproblemen tragen und wie wichtig es ist, ihnen unter allen Umständen und konstant Verständnis entgegenzubringen. Beide Elternteile sollten ihrem Kind mit Konsequenz und Einheitlichkeit gegenüber treten und versuchen, die gesunden Seiten des Kindes nicht aus den Augen zu verlieren. Konkrete Unterstützungsmaßnahmen, die die Eltern selbst umsetzen können, stellen die Autoren für die unterschiedlichen Erkrankungen in Kapitel fünf vor. Kapitel sechs gibt Hinweise, ab wann, wo und in welcher Form professionelle Hilfe empfehlenswert und notwendig ist. Immer wieder ermutigen die Autoren ihre Leser, bei den Ärzten oder TherapeutInnen nachzufragen, wenn sie sich nicht verstanden, ernst genommen oder involviert genug fühlen. Auch schon in den vorhergegangenen Kapiteln heben die Autoren stets die Handlungsfähigkeit der Eltern, die vielen Möglichkeiten, ihr krankes Kind zu unterstützen, hervor. Als sehr hilfreich sehe ich die zahlreichen Fallbeispiele, die in jedem Kapitel das Verstehen der Problematik erleichtern. Nach einem Ausblick auf die Heilungschancen von Essstörungen führen die Autoren noch für jedes Krankheitsbild eine eigene Fallgeschichte an. Leider ist die Übertragung des Abschnittes mit den Anlaufadressen für den deutschsprachigen Raum nicht gelungen. Dieses Kapitel ist nicht ausreichend recherchiert und zudem (auch zum Zeitpunkt des Erscheinens) nicht aktuell. Ich empfehle, sich für den deutschsprachigen Raum an die Essstörungshotline (Tel.: 0800 20 11 20 und homepage: www.essstoerungshotline.at) zu wenden.
Alles in Allem ist dieses Buch ein gelungener, praxisnaher Ratgeber für Angehörige, der meines Erachtens durchaus Unterstützung bieten kann.